HNA Kassel 09.11.12
Hartmut Schmidt
So klingt modern Jazz im tif mit Jürgen Hagenlocher
Kassel. Welche neuen Aspekte können dem Modern Jazz noch abgerungen werden, 50 Jahre nachdem dieser Sammelbegriff aus der Taufe gehoben wurde?
Eigentlich nur Verfeinerungen im Detail. Bei Jürgen Hagenlocher, Saxofon-Dozent an der Jazz & Rockschule Freiburg, der am Mittwoch in der Reihe „Jazz im tif“ seine neue CD „Leap in the Dark“ vorstellte, sind es die vielfältigen Binnenstrukturen und die fein austarierten Arrangements der exakt komponierten Stücke. Wie für die europäisch-intellektuelle Spielart des Modern Jazz typisch, folgen auf abstrakte Tutti-Themen skalenorientierte Soli der Akteure, um wieder mit dem Thema zu schließen.
Die fabelhaften Musiker des Hagenlocher Quintetts, allesamt etablierte Vertreter der New Yorker Jazzszene, bedienen dieses Konzept, welches Hagenlochers Motto „Bewahren und Erneuern“ folgt, auf exzellentem Niveau: schnelle Linien von Jürgen Hagenlocher, Alex Sipiagins strahlende Trompete, Boris Kozlovs flinkes und eloquentes Spiel auf dem Kontrabass und dazu Donald Edwards farben- und energiereiches Schlagzeug.
Die von den Kompositionstiteln wie „The Myth of the Dreamcachter“ stellen sich in der doch sehr rationalen Musik allerdings nur bedingt ein. Eher entsteht ein verdichteter urbaner Sound, der etwa in „Pollyanna“ schön funky mit dem E-Piano vorangetrieben wird. Verantwortlich für diese Portion Soul ist David Kikoski, der demonstriert, was in einem Fender Rhodes so alles drinsteckt und mit seinem spontanen Spielwitz zum heimlichen Star des Abends avanciert.
Anhaltender Beifall der 50 Zuhörer, die mit einer Zugabe belohnt wurden.
Aktuelle CD: Jürgen Hagenlocher – Leap in the Dark (Double Moon Records)